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Antidepressivum lindert Reizdarm

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Beim Reizdarmsyndrom leiden die Betroffenen unter Bauchkrämpfen, Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten.

Fast jeder zehnte Erwachsene leidet unter einem Reizdarmsyndrom. Die üblichen Ernährungstipps und Magen-Darm-Medikamente helfen oft wenig. Jetzt gibt´s Hoffnung für Betroffene: Einer großen Studie zufolge kann bei vielen Patient*innen Amitryptilin die Beschwerden lindern.

Täglich Durchfall und Blähungen

Blähungen, Krämpfe, Bauchschmerzen, verbunden mit Durchfall oder Verstopfung: Mit diesen unangenehmen Symptomen macht der Reizdarm Betroffenen das Leben schwer. Ein Trost ist, dass der Erkrankung keine organische Störung zugrunde liegt. Die Lebensqualität wird durch ein Reizdarmsyndrom allerdings trotzdem erheblich beeinträchtigt.

Leitlinien empfehlen Antidepressivum

Wenn die üblichen Maßnahmen wie Änderungen des Lebensstils, Ballaststoffe, Abführmittel oder Krampflöser nicht helfen, empfehlen die Leitlinien das Antidepressivum Amitryptilin. Vielen Patient*innen ist es aber nicht geheuer, ein im Gehirn wirkendes Medikament gegen ihre Darmprobleme einzunehmen. Auch Hausärzt*innen haben in diese Behandlung offenbar wenig Vertrauen und verschreiben das Medikament deshalb nur selten gegen Reizdarmbeschwerden.

Doch diese Zurückhaltung ist falsch, wie eine britische Arbeitsgruppe berichtet. Denn in der bisher weltweit größten Studie an Reizdarmpatient*innen hat Amitryptilin gezeigt, dass es die unangenehmen Beschwerden durchaus lindern kann.

Chance auf Besserung doppelt so hoch

Die Betroffenen waren durchschnittlich 49 Jahre alt und litten seit zehn Jahren an einem Reizdarmsyndrom. Über 80% von ihnen hatten dabei trotz aller therapeutischen Versuche täglich Durchfall oder Durchfall und Verstopfung im Wechsel. Die Hälfte von ihnen bekam Amitryptilin in einer Dosierung von 10 mg, die sie bei bleibenden Beschwerden bis auf 30 mg/Tag steigern konnten - was noch immer unterhalb der antidepressiven Dosis liegt. Die anderen Studienteilnehmenden erhielten ein Placebo, also ein Mittel ohne Wirkstoff.

In der Amitryptilin-Gruppe gaben nach sechs Monaten 61% der Patient*innen an, dass sich ihre Beschwerden einigermaßen, beträchtlich oder vollständig gebessert hatten. Unter Placebo war dies nur bei 45% der Fall. Die Chance, dass es zu einer allgemeinen Verbesserung des Reizdarmsyndrom kam, war mit dem Antidepressivum fast doppelt so hoch wie mit dem Placebo.

Trockener Mund und Schläfrigkeit

Eine antidepressive Wirkung hatte diese geringe Dosis des Medikaments nicht, berichtet das Team. Allerdings kam es unter Amitryptilin häufiger zu Mundtrockenheit (54%, 37% unter Placebo), Schläfrigkeit (53 % versus 34%) und Probleme beim Wasserlassen (22% versus 13%).

Niedrig dosiertes Amitryptilin ist damit eine gute Alternative bei der Behandlung des therapieresistenten Reizdarms, meinen die Wissenschaftler*innen. Dabei sollte jedoch immer mit der geringsten Dosis von 10 mg/Tag begonnen und diese nicht über 30 mg/Tag gesteigert werden. Treten unerwünschte Wirkungen auf, ist die weitere Therapie mit der Hausärzt*in zu besprechen.

Quelle: The Lancet

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