Erholungspausen: Wie gelingt eine kurze Auszeit abseits des Urlaubs?

Nicht erst seit Corona empfinden viele Deutsche ihren Alltag als oftmals belastend. Sie leiden unter Dauerstress, einem hektischen Alltag, nicht zuletzt hervorgerufen durch die zunehmende Schnelllebigkeit aufgrund des technischen Fortschritts. Immer erreichbar, immer auf dem Sprung, auf dem Weg zur Arbeit den Coffee-to-go-Becher in der einen und das Smartphone in der anderen Hand, am Abend hin- und hergerissen zwischen Schulaufgaben mit den Kindern und der Erledigung des Haushalts: Nur wer sich auch im Alltag regelmäßig eine Auszeit gönnt, wird langfristig psychische Folgen wie Depressionen oder Burnouts verhindern können.

Abschalten vom Alltag

Ob beruflicher Ärger, familiäre Sorgen, gesundheitliche oder finanzielle Probleme – viele Situationen können die Psyche belasten. Wer nicht rechtzeitig die Notbremse zieht, kann seiner Seele langfristig schaden. Rund ein Drittel aller Krankschreibungen in Deutschland werden auf physische Ursachen zurückgeführt, bereits Kinder klagen über Leistungsdruck.

Doch es gibt Wege, der Hektik des Alltags im Alltag selbst zu entfliehen. Wer sich eine kurze Auszeit gönnt, für einen Moment seine Gedanken frei schweifen lässt, der findet zu einer positiven Einstellung zurück, ist energiegeladener, voller Lebensfreude, der wirft einen positiven Blick auf die Dinge. Was genau hilft, ist individuell verschieden. Doch Erfahrungen wie Forschungen zeigen, dass sich mit einigen Maßnahmen garantiert eine Auszeit auch fern der Ferne verwirklichen lässt. Und das bereits nach einigen Minuten.

Natur neu erleben

Waldbaden – der neue Trend ist weitaus mehr als das. Bereits seit Jahren erforschen japanische Wissenschaftler die Effekte, die die baumreichen Landschaften auf den Menschen ausüben können. Das Fazit: Nach bereits einigen Minuten beruhigt sich der Puls, senkt sich der Blutdruck, baut sich Stress ab und wird das Immunsystem gestärkt. Dabei ist es gar nicht nötig, den Wald so intensiv in sich aufzunehmen wie bei der fernöstlichen Naturheilmethode Shinrin Yoku, bei der jeder Teilnehmer ganz bewusst eine eigene Beziehung zu dem so vielfältigen Ökosystem aufbaut. Auch ohne Atemübungen oder die Umarmung eines Baumstammes lassen sich bereits nach nur wenigen Minuten zahlreiche positive Auswirkungen auf den menschlichen Geist und Körper feststellen. Bäume sind einfach viel mehr als nur Schattenspender: Begrünte Stadtteile in Metropolregionen binden Schadstoffe, reduzieren Geräuschkulissen und erhöhen die Lebensqualität der Einwohner.

Doch auch wer an der flachen Küste lebt oder statt Wald eine Seenplatte vor seiner Haustür vorfindet, profitiert von der Natur. In welcher Umgebung der beruhigende Effekt am wirksamsten ist, hängt auch von individuellen Vorlieben ab. Mit jedem noch so kurzen Aufenthalt in der freien Natur weichen Erschöpfung und Angespanntheit positiven Gefühlen wie einem erstarkten Selbstbewusstsein.

Glückshormone ausschütten

Auch in den eigenen vier Wänden lassen sich Atem- und Konzentrationsübungen durchführen, die zu einem Stressabbau beitragen. Dabei unterscheiden sich autogenes und Achtsamkeitstraining, Yoga und Meditation in ihren jeweiligen spezifischen Ausführungen. Doch sie alle haben eines gemein: Sie beeinflussen die Auswirkungen körpereigener Botenstoffe auf das vegetative Nervensystem und steuern so entscheidende Prozesse wie Herzschlag und Muskelspannung.

Auch mit Muskelanspannung lässt es sich entspannen. Bereits die alten Römer wussten um das Zusammenspiel von Psyche und Physis, um die positiven Auswirkungen eines gesunden Geistes in einem gesunden Körper. Welche Sportart auch immer bevorzugt wird, ob das Fahrrad ruft, der Fußballplatz oder das Fitnessstudio: Am Ende werden nicht nur Kalorien verbrannt, das Herz-Kreislaufsystem gestärkt oder die Fitness verbessert, sondern auch Glückshormone ausgeschüttet und Stresshormone reduziert. Jeder, der sich schon einmal lustlos und müde doch noch für eine Runde Joggen um den See entschieden hat weiß, wie schnell sich Abgeschlagenheit und negative Gedanken in ein stimmungsaufhellendes Allgemeinbefinden wandeln können.

Mit Kreativität Energie tanken

Auch kreatives Arbeiten kann die Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin senken. Dabei hängt es erneut von persönlichen Vorlieben ab, bei welcher Betätigung der Alltag für einen Moment vergessen werden kann. Einige versinken beim Malen oder Collagieren in ihre ganz eigene Welt, andere beim Musizieren oder Musikhören, wieder andere greifen zu Schaufel und Blumensamen und finden Ruhe in der Verschönerung ihres Gartens. Was es auch sei: Die positiven Auswirkungen auf das zuvor hohe Stresslevel des Betroffenen ist wissenschaftlich nachgewiesen.

Bilder und Skulpturen

Bücher und Kataloge zum Ausmalen für Erwachsene finden vermehrtes Interesse, Töpferkurse verzeichnen zunehmende Teilnehmerzahlen. Dabei ist das Erfahrungslevel der Hobbykünstler unerheblich für den Einfluss auf das Cortisol-Level: Als Anfänger lässt es sich ebenso gut beim Zeichnen oder Modellieren entspannen wie als Profi.

Gitarre und DVD-Player

Musik kann gleich auf zweierlei Art wirken: Durch Zuhören lässt sich ebenso zur Ruhe finden wie durch aktives Spielen. Wer nicht selber zum Saxofon greift oder sich an sein Klavier setzt, kann auch einfach in Musik aus dem Radio oder von einer DVD eintauchen. Dabei ist Studien zufolge Entspannungsmusik besonders wirksam,

●    beschränkt sie sich auf Instrumente und verzichtet auf menschlichen Gesang
●    liegt ihr Rhythmus gleichbleibend bei unter 80 Schlägen pro Minute und passt sich so einem durchschnittlichen Herzschlag an.

Was noch erforscht wurde? Das vermutlich beruhigendste bislang bekannte Musikstück rund um den Globus. Zum eindeutigen Testsieger wurde das Lied „Weightless“ des britischen Trios Marconi Union erkoren, das Pulsschnelligkeit und Hirnaktivität zahlreicher Probanden auf ein Minimum reduzieren haben soll. Wer im Gegensatz zu einem kurzen Waldspaziergang ein wenig länger zum Stressabbau benötigt, muss sich nicht sorgen, sondern kann sich einfach für die zehnstündige Version des Entspannungshits entscheiden.

Blumenduft und Abendbrot

Es ist kein grüner Daumen erforderlich, um bei Gartenarbeiten zu entspannen. Der Begriff „Arbeit“ ist dabei sogar ein wenig irreführend: Blumen pflanzen, Hecken scheiden, Tomaten ernten ist für viele ein reines Vergnügen. Ganz nebenbei tragen die Mischung aus Düften und Vogelgesang zur Entspannung bei, barfuß über den Rasen laufen oder mit bloßen Händen in der Erde graben trägt zur Vereinigung mit der Natur und zum meditativen Wesen des Gärtnerns bei. Willkommene Zusatzeffekte: Durch die körperliche Betätigung werden Gelenke und Muskeln beansprucht und so die allgemeine Fitness aufrechterhalten. Und ein gesünderes Abendbrot als den Salat aus eigenem Anbau lässt sich kaum erdenken.

Zu zweit oder zu dritt?

Entspannen lässt sich nicht nur alleine. Im Gegenteil: Zeit miteinander zu verbringen, schützt vor innerer Einsamkeit und möglichen Angstzuständen. Gerade frisch gebackene Eltern finden jedoch häufig keine Zeit mehr für sich als Paar. Doch so wunderschön es mit dem Nachwuchs auch ist – hin und wieder sollte der Babysitter bestellt und ein romantischer Abend im Kino oder beim Lieblingsitaliener verbracht werden. Und dann am besten nicht über die Arbeit sprechen, über wirtschaftliche Engpässe oder den nahenden Verwandtenbesuch. Auch zu zweit dürfen und sollten alltägliche Sorgen einmal vergessen werden.

In den Urlaub träumen

Wer nicht verreisen kann, kann dennoch im Urlaub Entspannung suchen. Mit ein wenig Fantasie und der passenden mentalen Einstellung lässt sich die letzte Reise einfach am Wohnort weiterführen. Der edle Tropfen des spanischen Weinguts kann auch zu Hause genossen werden, schwimmen im Pool kann ebenso erfrischend sein wie im Meer, das Smartphone lässt sich stumm schalten und stattdessen zur Lektüre greifen. Vor allem aber sollte versucht werden, nicht sofort wieder Zeitdruck aufzubauen. Viele Menschen setzen sich selbst unter Druck, oftmals sind die Erwartungen der Außenwelt viel geringer als es scheinen mag. Den Bus zu verpassen ist in den seltensten Fällen ein Beinbruch, ein Stau liegt nicht im eigenen Verantwortungsbereich. Einfach durchatmen und nicht zu ändern versuchen, was gerade nicht verändert werden kann, kann eine enorme Hilfe sein, das mentale Gleichgewicht beizubehalten und Stresssituationen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Nicht wie, sondern dass

Dies alles sind nur Beispiele dafür, wie auch ohne einen Kurztrip in das Wochenendhaus neue Energie getankt und Stress abgebaut werden können. Die Möglichkeiten sind damit noch lange nicht erschöpft: Puzzeln oder der Aufbau der eigenen Modelleisenbahn, ein lange ersehnter Friseurbesuch oder Massagetermin, die Zubereitung der eigenen Marmelade oder das Backen einer Schokoladentorte – wichtig ist nicht, wie entspannt wird. Sondern, dass sich jeder ab und zu auch an sich denkt und mitten im Alltagsstress eine Auszeit gönnt. Und sei es auch nur für einige Minuten.

Quellen

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zeitblueten.com/news/entspannungsmusik/

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ndr.de/ratgeber/gesundheit/Achtsamkeit-Yoga-Meditation-Tipps-gegen-Stress,achtsamkeit104.html

NDR.de - Achtsamkeitstraining, Yoga, Meditation: Tipps gegen Stress. Abgerufen am 27.07.21
zeit.de/arbeit/2019-08/stress-alltag-urlaub-entspannung-ilona-buergel?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

GLÜXX-FACTORY.de - Erholung im Urlaub: Mit unseren 8 + 5 Tipps rettest Du sie in den Alltag. Abgerufen am 27.07.21
gluexx-factory.de/urlaub-erholung-in-den-alltag-retten/

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statista.com - In welchen der folgenden Situationen oder Bereichen empfinden Sie Stress? . Abgerufen am 27.07.21
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ART VEDAR - Kunst gegen Stress. Damit ist es bewiesen. Abgerufen am 27.07.21
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Bildquellen

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