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Im Ernstfall richtig handeln: Lösungsansätze, die Leben retten können

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Erste Hilfe Koffer

Es kann überall passieren: Zu Hause, auf der Arbeit, in der Freizeit. Ein Unfall oder gesundheitliche Probleme, die sich zu einem lebensgefährlichen Notfall entwickeln können. Wer in solche Situationen verwickelt ist, reagiert nicht selten überfordert und weiß oft nicht, was zu tun. Jeder ist laut Strafgesetzbuch dazu verpflichtet, im Ernstfall Erste Hilfe zu leisten. Wer dieser Verpflichtung nicht nachkommt, muss mit einer empfindlichen Geldstrafe rechnen oder mit Freiheitsentzug von bis zu zwölf Monaten. Das betrifft Verkehrsunfälle oder Unfälle durch Stürze genauso wie andere Notfälle.

Sofortmaßnahmen einleiten

Erste Hilfe ist Bestandteil einer Rettungskette, die durch verschiedene, festgelegte Funktionsabläufe definiert ist.  An erster Stelle stehen immer die Sofortmaßnahmen. Zu diesen gehören zum Beispiel

•    Die Absicherung des Unfallorts
•    Rettung von Hilflosen aus der Gefahrenzone
•    Schockbekämpfung
•    Blutstillung
•    Möglicherweise Wiederbelebungsmaßnahmen und Atemspende bei Personen mit Herz-Kreislauf-Stillstand
•    Notruf in Situationen, in denen die Hilfeleistungen nicht unterbrochen werden müssen
•    Bei Bewusstlosigkeit Herstellung der stabilen Seitenlage

In welcher Reihenfolge die Sofortmaßnahmen eingeleitet werden, hängt von der Beurteilung der Situation ab. Bei einem Verkehrsunfall hat die Absicherung des Unfallorts oberste Priorität. Hier geht es nicht nur um das Leben des Verletzten, sondern auch darum, als Helfer nicht auch noch in Gefahr zu geraten. Problem: Sehr viele Menschen haben jahre- oder jahrzehntelang keinen Erste Hilfe-Kurs mehr gemacht und schlichtweg vergessen, wie die notwendigen Maßnahmen aussehen. Wichtig ist deshalb, von Zeit zu Zeit Kenntnisse rund um die Erste Hilfe aufzufrischen, um bei lebensbedrohlichen Ereignissen und Unfällen jeglicher Art die erforderlichen Maßnahmen treffen zu können.

Zu den wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen zählen:

•    Stabile Seitenlage
•    Herzdruckmassage (bei Erwachsenen)
•    Mund-zu-Mund-Beatmung

Verkehrsunfälle: Rettungskette beachten

Bei Verkehrsunfällen sieht die Rettungskette folgenden Ablauf vor: Zunächst werden lebensrettende Sofortmaßnahmen (wie oben beschrieben) eingeleitet, anschließend wird ein Notruf abgesetzt und mit Erste-Hilfe-Maßnahmen begonnen. Der Notruf ist unter der europaweiten Telefonnummer 112 zu erreichen. Im Zeitalter der Handys ist es meistens kein Problem, zügig die Rettungsleitstelle zu informieren. Wer kein Handy dabei hat, kann die Leitstelle über gebührenfreie Notrufmelder oder über ein privates Telefon erreichen. Wenn diese Möglichkeiten nicht bestehen, müssen weitere Verkehrsteilnehmer gestoppt werden. Das kann sich in abgelegenen Regionen schwierig gestalten. Allein deshalb ist das ständige Mitführen eines Mobiltelefons für Teilnehmer im Straßenverkehr sinnvoll, weil es die beste Lösung, um im Ernstfall zuverlässig den Notruf erreichen zu können. Mittlerweile gibt es auch Smartphone-Apps, die Laien-Ersthelfer bei der Rettung von Personen unterstützen.

Der Anrufer sollte kurz und knapp Auskunft über die folgenden W-Fragen geben:

•    Wo ist der Unfall geschehen?
•    Was genau ist geschehen?
•    Wie viele Personen sind verletzt?
•    Welche Verletzungen sind sichtbar?

Nun können Erste-Hilfe-Maßnahmen ganz unterschiedlich aussehen. Bei Senioren kann ein Ernstfall anders aussehen als bei Kindern; ein Unfall auf der Arbeit anders als einer, der beim Sport geschieht. Auf der Arbeit sind es die Ersthelfer, die ihre Kollegen in bedrohlichen Situationen unterstützen. Die Anzahl der ausgebildeten Ersthelfer richtet sich nach der Betriebsgröße. Etwas anderes ist es, wenn Menschen zu Hause oder in der Freizeit in Not geraten.

Es ist nicht selbstverständlich, dass die Beteiligten lebensrettende Maßnahmen kennen. Auch wenn nach einem Ereignis schnell ein Notruf abgesetzt wird, vergeht meist wertvolle Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte. Zeit, die die Hilfsbedürftigen ohne entsprechende Maßnahmen oft nicht überleben.

Ältere Menschen zum Beispiel sind meist anderen Risiken ausgesetzt als Kinder. Während es bei Senioren häufig zu bedrohlichen Situationen neben Stürzen durch Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Asthma oder einem Notfall durch eine Diabetes-Erkrankung kommt, sind Jungen und Mädchen neben Stürzen am häufigsten folgenden Gefahren ausgesetzt:

Gefahrenquellen für Kinder

Sehr oft sind es bei Senioren diabetische Notfälle, auf die Ersthelfer reagieren müssen. Im schlimmsten Fall kann eine Unterzuckerung zur Bewusstlosigkeit und zu einem Zuckerkoma führen. Oft gibt es Warnzeichen, dass der Blutzuckerspiegel nicht in Ordnung ist - wie etwa Orientierungs- und Teilnahmslosigkeit oder auch mürrisches Verhalten. Als Erstmaßnahme kann in diesem Fall die Gabe von Zuckerwasser oder Traubenzucker helfen.

Bei einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall ist es ratsam, nach Kontaktierung der Rettungsleitstelle die Person in die stabile Seitenlage zu bringen sowie beengende Kleidung zu öffnen. Ganz wichtig ist auch, die hilfsbedürftige Person zu beruhigen und dafür zu sorgen, dass sie sich nicht zu viel bewegt. Falls erforderlich, müssen Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden.

Atemnot, die durch COPD oder Asthma hervorgerufen wird, löst bei den Betroffenen meist große Angst aus. Lösungen, der Person bis zum Eintreffen des Notarztes zu helfen, können sein:

•    Ruhig bleiben und die Person auffordern, ruhig zu atmen. Ein- und Ausatmen im gleichen Rhythmus beruhigt zusätzlich
•    Keine körperliche Anstrengung
•    Frischluftzufuhr
•    Aufrechtes Sitzen ermöglichen, Abstützen der Hände

Einen sehr großen Anteil der Unfälle bei Senioren machen Stürze aus. Verantwortlich dafür sind in vielen Fällen mangelnde Beweglichkeit, Gangunsicherheiten, Sehstörungen, Nebenwirkungen von Medikamenten, aber auch Stolperfallen in der Wohnung und eine nicht ausreichende Beleuchtung. Grundsätzlich empfiehlt es sich, dass sich Senioren für Notfallmaßnahmen nicht nur auf Jüngere verlassen, etwa Nachbarn. Im Zweifelsfall zählt jede Sekunde. Aus diesem Grund bieten sich auch und gerade für diese Generation Ersthilfekurse an. Allerdings im Optimalfall solche, die speziell für diese Altersgruppe konzipiert wurden - mit seniorengerechten Ausbildungskonzepten und Anwendungsbeispielen.

Ferner gehört es aber auch dazu, besagte unfallträchtige Areale zu entschärfen. Der Einbau eines Treppenlifts ist dabei hilfreich, zudem auch das Entschärfen weiterer Stolperfallen:

•    Duschen, Ein- und Ausstieg in die und aus der Wanne
•    Falsche Höhe von Arbeitsflächen, Arbeitsgeräten und Küchenschränken
•    Möbelkanten, Türschwellen
•    Treppen
•    Rutschgefahr durch Teppiche, Bettvorleger, Läufer
•    Auf dem Boden liegende Kabel
•    Ungeeignete Betthöhe, zu niedrige Sitzmöbel
•    Zu wenig Platz für Rollatoren oder Rollstühle

Kommt es zu einem Sturz, muss bei Bewusstlosigkeit sofort die Rettung alarmiert und dabei die Atmung kontrolliert werden. Auf offene Brüche werden keimfreie Wundauflagen gelegt. Sollten Beine oder die Hüfte betroffen sein, dürfen die Unfallopfer nicht mehr aufstehen. Bei Hand- und Armverletzungen werden die betroffenen Körperteile mit einem Dreieckstuch ruhiggestellt.

Kinder: 40 Prozent der Unfälle geschehen im Haushalt

Kind in Gefahr

Immer wieder heißt es, dass sich die Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Kindern von denen bei Erwachsenen unterscheiden. Oft sind jedoch nur Details, die allerdings im schlimmsten Fall Einfluss auf das Überleben des Kindes haben. Zum Beispiel bei der Herzdruckmassage: Bei Säuglingen und Kindern muss die Wiederbelebung dem altersadäquaten Atemrhythmus und der Herzfrequenz angepasst werden. Weil kleinere Kinder und Säuglinge gefährdeter sind, Fremdkörper zu aspirieren, müssen außerdem vor einer Herzdruckmassage bis zu fünf Atemspenden erfolgen. Anschließend folgen 30 Druckmassagen, bis beatmet wird (zwei Atemzüge). Die Wiederbelebungsmaßnahme sollte etwa eine Minute lang ausgeführt werden.

Besonderheiten bei Kindern und Säuglingen in Zusammenhang mit Erster-Hilfe:

Säugling: Hier werden für die Herzdruckmassage zwei Fingerkuppen einer Hand mittig auf den Brustkorb im unteren Drittel des Brustbeins gelegt. Für die Massage werden die beiden Finger etwa ein Drittel bis zur Hälfte (entspricht zirka 4 Zentimetern) nach unten gedrückt

Kleinkind: Hier wird ein, oder es werden beide Ballen der Hände mittig auf dem Brustkorb gelegt. Anschließend beugt sich der Helfer über den Brustkorb des Kindes und drückt die Ballen mit gestrecktem Arm etwa ein Drittel bis die Hälfte (zirka 5 Zentimeter) nach unten. Die Finger dürfen dabei nicht auf der Brust liegen. Das Brustbein muss nach jedem Druck komplett entlastet werden, dabei darf der Kontakt zwischen dem Brustkorb und der Hand nicht verlorengehen. Außerdem sind Druck- und Entlastungsdauer gleich lang.

Da etwa 40 Prozent der Unfälle bei Kindern im Haushalt passieren, mehr also als im Straßenverkehr, gilt es, hier besondere Vorsorge zu treffen, wo genau die Gefahrenquellen für Säuglinge und Kinder liegen. Insbesondere Eltern sind dazu angehalten, nicht nur die Wohnung kindersicher auszustatten, sondern auch spezialisierte Kurse für Erste-Hilfe am Kind zu absolvieren. Gleichzeitig sollte eine Liste mit den wichtigsten Notrufnummern gut sichtbar in der Wohnung angebracht werden. Darunter sollte sich auch die Nummer der Giftnotrufzentrale befinden. Nach Angaben der Initiative „Sicheres Haus“ vergiften sich in Deutschland jährlich rund 80000 Mädchen und Jungen.

 

Quellen

hkk Krankenkasse - Erste Hilfe am Kind. Abgerufen am 11.06.21
hkk.de/themen/kinder-und-gesundheit/erste-hilfe-am-kind

DRK - Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Säuglingen und Kleinkindern. Abgerufen am 11.06.21
drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/wiederbelebung-bei-kindern-und-saeuglingen/

Lecturio - Diabetische Notfälle: So handeln Sie richtig. Abgerufen am 11.06.21
lecturio.de/magazin/diabetische-notfaelle/

Minimed.at - Erste Hilfe: Häufige Unfälle bei Kindern. Abgerufen am 11.06.21
minimed.at/medizinische-themen/gesundes-kind/kinder-unfaelle/

R+V - Keine Angst vor Erster Hilfe: Jeder kann’s! Abgerufen am 11.06.21
ruv.de/ratgeber/hilfe-im-schadenfall/auto/erste-hilfe

Rettungsdienst Ortenau - Die Rettungskette. Abgerufen am 11.06.21
rettungsdienst-ortenau.de/angebote/gesundheit/rettungsdienst-im-ortenaukreis/notfallrettung/rettungsablauf/die-rettungskette.html

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